Aachen. Die Städteregion Aachen sagt rasenden Motorradfahrern den Kampf an: Deren Ordnungsamt hat jetzt eine fest installierte Radarfalle speziell für Motorradfahrer in Simmerath-Rollesbroich aufgestellt.
Es ist die erste ihrer Art in unserer Region. Im Winter, von November bis einschließlich März, soll die Messtechnik in Alsdorf-Mariadorf eingebaut werden.
Die neue digitale Messanlage arbeitet mit zwei Kameras kurz hintereinander, so dass nicht nur das Fahrzeug und der Fahrer von vorne, sondern gleichzeitig das hinten angebrachte Nummernschild fotografiert wird. An Motorrädern findet sich ausschließlich dort ein Kennzeichen. Dadurch kann nach einer Geschwindigkeitsübertretung nun auch der Halter eines Zweirades ermittelt werden. Bei gängigen Geschwindigkeitsmessanlagen, die nur von vorne fotografieren, ist das nicht möglich.
Insgesamt wurden nach Angaben der Städteregion im vorigen Jahr über 200.000 zu schnelle Fahrer von fest installierten Messanlagen geblitzt. Über 15.000 davon waren Motorradfahrer. Damit ist jeder 13. Raser einer Bestrafung entkommen. Eine extreme Quote: Im Kreis Düren waren nach Angaben der dortigen Polizeibehörde nur knapp 900 von insgesamt etwa 21.500 Erwischten auf zwei Rädern unterwegs, also fast jeder 25. Doch den Vogel schießt die Anlage in Simmerath-Rollesbroich ab: Jeder Fünfte zu schnelle Fahrer an dieser Stelle war ein Motorradfahrer; 2050 von knapp 10.000 Rasern. Kein Wunder: Ein bekannter Biker-Treffpunkt liegt nur wenige hundert Meter entfernt.
Auch deswegen hat die Städteregion sich für die Aufrüstung genau dieser Anlage mit der zweiten Kamera auch für rückwärtige Kennzeichen entschieden. Die Unfallzahlen mit Zweirädern sind in der Städteregion Aachen und im Kreis Düren 2011 erstmals wieder gestiegen. Im Raum Aachen von 123 verunglückten 2010 auf 161 im Folgejahr (+ 31 Prozent), im Raum Düren von 76 auf 88 (+ 15,8 Prozent).
Doch genügt das Foto der Anlage, um einen Motorradfahrer unterm Helm zu erkennen? Die Behörden in der Region verweisen auf ihre Erfahrungen, die sie mit der neuen Technik bereits gemacht haben - in mobiler Form, die für einzelne Messungen auf- und wieder abgebaut wird. Das Ordnungsamt der Städteregion arbeitet seit Frühjahr 2011 bereits mit der mobilen Messeinheit «ESO», die Kreispolizeibehörde Heinsberg seit einem halben Jahr und die Dürener Kollegen haben «ESO» seit zwei Wochen im Einsatz.
Übereinstimmend berichten alle von der hohen Qualität der Aufnahmen. «Das sind gestochen scharfe Bilder, auf denen auch durch das Visier eines Motorradhelms der Fahrer zu erkennen ist», sagt Melanie Mallmann, Sprecherin der Dürener Kreispolizei. Michael Okuhn, stellvertretender Leiter der Kreispolizeibehörde Heinsberg weiß von einzelnen Besuchen der Bußgeldstelle bei widerspruchswilligen Haltern mit dem Bild in der Hand - danach sei gezahlt worden. Doch ein juristisches Verfahren um die Rechtssicherheit der Bilder gibt es selbst in der Städteregion noch nicht. Dazu ist die Technik noch zu neu.
Quelle: http://www.aachener-nachrichten.de/news ... otorraeder